Wer hätte das gedacht. Da arbeite ich monatelang vor mich hin, besuche immer wieder Präsenzveranstaltungen und Twitter hat für mich eigentlich kaum noch Relevanz. Ich höre nur ganz beiläufig, dass da wieder ein neuer MOOC geplant ist, und es lässt mich kalt. Ich denke: „Naja, ich werde mal vorbeischauen, aber eine hohe Priorität bekommt dieser MOOC – der Zeitfresser und damit Minderer meines Einkommens – diesmal nicht“. Und dann passiert es einfach so.
Ich habe tatsächlich mal eine Stunde Leerlauf, weil ich auf einen Kundenanruf warte und gebe das Kürzel #ocwl11 bei Twitter ein. Ich klicke hier und klicke da, speichere Webseiten auf delicious, habe innerhalb kürzester Zeit ungefähr 20 Fenster gleichzeitig geöffnet, lese hier, lese da, springe wild umher und fühle mich plötzlich irgendwie „vertraut“. Diese lustige Mischung aus leichter konstruktiver Überforderung, weil ich wirklich nicht weiß, was ich zuerst lesen soll bzw. will gepaart mit der spontanen Entscheidung für diesen oder jenen Text. Bei manchen Texten, die gut geschrieben oder gut strukturiert sind, bleibe ich hängen. Je kleiner die Häppchen, desto besser. Die Aufmerksamkeitsspanne zwischen Tür und Angel, oder aktuell in meinem Falle zwischen Kundenanruf und neuer Arbeit, ist nicht sonderlich hoch.
Ich mache via Twitter ein paar unqualifizierte Bemerkungen und fühle mich sehr unwissend. Und da sind sie auf einmal alle – man kennt sich ja bereits – geben Tipps, begrüßen mich, machen Späße, tauschen öffentliche und private Nachrichten mit mir aus. Und es ist so ähnlich, als wäre ich nach den großen Ferien zurück in die Schule gekommen oder nach langer Reise in wieder bekannten Gefilden eingetroffen. „Hey, ich freue mich, Euch zu sehen“, wäre es mir fast rausgerutscht.
Oder sollte ich sagen, hey, ich freue mich, Euch zu lesen! Schön, dass Ihr wieder da seid, oder dass ich wieder da bin, oder dass wir wieder da sind? Waren wir eigentlich jemals weg? Ist ja auch egal. Ich freue mich eben.
Wie war noch mal das Thema? Achso, mediengestützte Kollaboration. Ja, sagt das doch gleich. Zwischendrin höre ich immer wieder das „dingeling“ meines iPhones, das mir sagt, jemand hat mir eine Nachricht geschrieben. Muss ich hierzu noch etwas lesen? Das ist gelebte Kollaboration und ich finde es einfach schön. Wenn ich etwas nicht weiß, bekomme ich sofort Unterstützung. Lesen inclusive Lerneffekt kommen von ganz allein. Und das Beste von allem: Ich bestimme, wann ich ein- oder aussteige. Ich fühle mich nicht mal schlecht, weil ich die Grundlagentexte der letzten Woche wohl nicht mehr lesen werde.
Wichtig ist, dass ich mich freue, wieder dabei zu sein. Und egal wie viel freie Zeit ich die nächsten Wochen für mich herausschlagen kann, es wird keine verschwendete Zeit sein. Da bin ich mir sicher. Es geht doch nichts über eine gute Community.
Keine Sekunde zu früh fertig… Kundenanruf.
Weitere Blogbeiräge zum OCWL11
http://www.hauteculture.eu/2011/10/16/online-und-freiwillig-lernen/
http://netzfaktorei.de/2011/10/09/ocwl11-erster-deutscher-open-online-course-in-institutionellem-kontext/
http://blog.leo-consulting.net/wissenschatzler/2011/10/31/lern-und-entwicklungsziel-extraversion/
http://storify.com/twinfomanager/lernen-funktioniert-jederzeit-auch-am-arbeitsplatz
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