Visuelle Untersuchung: vielfältige Statur, einheitliche Resilienz
Wie definiert sich Schönheit? Oft empfinden wir etwas als schön, das unseren Sehgewohnheiten entspricht. Schönheit kann aber auch durch eine visuelle Darstellung repräsentiert werden, die auf den ersten Blick nicht unseren gewohnten Vorstellungen vom Schönen entspricht, jedoch auf als schön empfundene Ideen oder Wertvorstellungen verweist. Die visuelle Untersuchung (Fotografie) zeigt auf: das Stutzen von Bäumen, nimmt ihnen nicht ihren individuellen Charakter. Ein schrecklicher Anblick mit gar nicht mehr so schrecklichem Ausblick.
Abb. 1: Präsentation in Grundlinienversatz
Die gestutzten Bäume verweisen jedoch nicht nur auf Authentizität, sondern auch auf Resilienz, Unbeugsamkeit und Widerstandsfähigkeit. Ein Baum bekommt – wenn er gestutzt wird – nach einer Weile wieder starke Triebe. Die Faszination des Schreckens lehrt uns in dieser visuellen Untersuchung die Fähigkeit der Natur zur Erneuerung – Das jedoch nur bis zu einem gewissen Grad. Durch den Klimawandel scheint Selbstverständliches nicht mehr selbstverständlich. Was, wenn keine neuen Triebe mehr sprießen?
Dieser Beitrag ist Teil der Artikelserie „Grundlinienversatz“, die unter dem folgenden Link aufgerufen werden kann. https://www.designeon.com/category/grundlinienversatz
Die Fotos von den Bäumen wurden alle an der gleichen Straße zur gleichen Zeit aufgenommen. Sie waren alle der gleichen Behandlung unterzogen worden. Die stark zurückgeschnittenen Äste offenbarten bei näherem Hinsehen fast surreal wirkende Gegenstände. Ein alter Fahrradmantel, eine Lampe, eine Stromleitung, ein Vogelhäuschen. Trotz des starken Rückschnitts offenbart jede der merkwürdig anmutenden Baumgestalten etwas ganz Einzigartiges. Man kommt nicht umhin, diesen nicht-Schönheiten dennoch eine gewisse Anmut zuzuschreiben, oder sich wenigstens über ihren Baumschmuck zu amüsieren.
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