Grundlinienversatz – Zeitschrift für Ästhetik

Mit Beiträgen aus Design, Kunst, Literatur, Wissenschaft und Kultur

Die Zeitschrift „Grundlinienversatz“ widmet sich in jeder Ausgabe einer Fragestellung aus dem Bereich der Ästhetik. Ausgewählte wissenschaftliche Texte werden illustriert. Darüber hinaus werden visuelle Untersuchungen genutzt, um ästhetische Problemstellungen visuell-metaphorisch, dramaturgisch oder infografisch zu bearbeiten.

Der Grundlinienversatz wird in Zeichenprogrammen verwendet, wenn ein markiertes Zeichen relativ zur Grundlinie des Umgebungstextes nach oben oder unten verschoben werden soll. Der Name ist Programm. Ziel der Publikation ist es zu erörtern, an welcher Stelle sich die Grundlinien in Kunst und Wissenschaft verschieben? Wo und wann wird es nötig, Selbstverständnisse neu zu positionieren?

Die Ästhetik als Lehre der Wahrnehmung bzw. des sinnlichen Anschauens wirft viele Fragen auf. Wie kann Schönheit definiert werden? Gibt es überhaupt eine objektive oder universelle Form von Schönheit? Wie verhält es sich mit dem Naturschönen, das Philosophen wie Immanuel Kant oder Literaten wie Friedrich Schiller der Natur als wesensimmanent zuschrieben? Wie ist das Gefühl des „Erhabenen“ mit dem Schönen verknüpft? Ist das Erhabene als Inbegriff des Schönen noch zeitgemäß? Können wir das Schöne begreifbar machen, ohne es in einen dialektischen Bezug zu seinem Gegenteil zu setzen? Welche Rolle spielen Wertungen und Werte bei diesen Betrachtungen? Welches Verständnis von Wahrnehmung haben wir? Wie gehen wir mit Kitsch oder Hyperrealismus um? Und wie kann das Schöne gedeutet werden, wenn das künstlerische Werk durch eine künstliche Intelligenz genieriert wurde?

Dieser Beitrag ist Teil der Artikelserie „Grundlinienversatz“, die unter dem folgenden Link aufgerufen werden kann. https://www.designeon.com/category/grundlinienversatz

In Ausgabe 1/2001 „Die Faszination des Schreckens – eine dialektische Begriffssuche“ kommen Autoren aus drei philosophischen und kulturellen Strömungen des zwanzigsten Jahrhunderts zu Wort. Benedetto Croce stammt aus dem Idealismus des frühen, Theodor W. Adorno aus der Moderne in der Mitte und Francoise Lyotard aus der Postmoderne in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts.

Abb. 1: Inhaltsverzeichnis von Ausgabe 1/2001

Im Idealismus wird noch die Auffassung vertreten, dass durch Vernunft und Freiheit des Geistes eine Annäherung an die Wahrheit im Sinne einer Subjekt-Objekt Einheit erlangt werden kann. Die Moderne ist geprägt durch Fortschritt und Vernunft. Objektivität und kritische Rationalität spielen eine wesentliche Rolle. Die Wahrheit wird quantitativ-empirisch erfasst und erhebt Anspruch auf Universalität. Es wird jedoch schnell klar, dass Universalität bei der Wahrheitssuche nicht haltbar ist. Dies führt in die Postmoderne, die Relativität und Kontextsensitivität in den Vordergrund stellt. Wahrheit als Begriff wird dekonstruiert und Wahrheitspluralität zugelassen.

Die Faszination des Schreckens hat die genannten Zeitströmungen überdauert. Sie kommt nur in unterschiedlichem Gewand daher. Es scheint merkwürdig, dass wir von Dingen fasziniert sind, die uns eigentlich ängstigen. Wir schauen gruselige Filme, kämpfen in Computerspielen mit Monstern oder machen Extremsport. Wenn irgendwo etwas passiert ist, wollen wir in den Nachrichten ganz genau wissen, was es war und wie bzw. warum es dazu kam.

Warum ist das so? Was macht die Faszination des „sich fürchtens“ aus? Was passiert eigentlich, wenn wir uns fürchten? Furcht löst starke körperliche Empfindungen in uns aus. Die physiologische Reaktion von Furcht, beim betrachten eines Kunstwerks oder beim Interagieren mit Medien verstärkt das emotionale Erlebnis und schafft so eine einzigartige und unvergessliche Erfahrung. Auch der Begriff des „Erhabenen“ ist eng verknüpft mit dem Schrecken und der Ehrfurcht, die wir empfinden, wenn wir etwas für uns unfassbares oder großartiges erblicken. Was uns am meisten Furcht bzw. Ehrfurcht entlockt sind Aspekte von Vergänglichkeit, die in letzter Konsequenz immer auch auf die menschliche Ur-Angst vor dem Tod verweisen.

Die einzelnen Kapitel aus Ausgabe 1 sind aufgeteilt in jeweils einen Beitrag:

https://www.designeon.com/2024/07/01/grundlinienversatz-der-zeitfaktor

https://www.designeon.com/2024/07/01/grundlinienversatz-einheit-und-vielfalt

https://www.designeon.com/2024/07/01/grundlinienversatz-muster-des-weggeworfenen

https://www.designeon.com/2024/07/01/grundlinienversatz-francois-lyotard

https://www.designeon.com/2024/07/01/grundlinienversatz-theodor-w-adorno

https://www.designeon.com/2024/07/01/grundlinienversatz-benedetto-croce

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